Cybernetic Serendipity & Tendencies 4

ein erstaunliches seminar zur algorithmischen kunst


Frieder Nake

Summer 18, Hochschule für Künste Bremen

Donnerstag 14 bis 18, HfK 4.15.090

Beginn am 16. April um 14 Uhr – Einige mehr wären toll, die mitmachen

Die drei ersten Ausstellungen algorithmischer Kunst gab es im Jahr 1965:

  • im Februar 1965 in Stuttgart (Georg Nees)
  • im April 1965 in New York (A. Michael Noll, Bela Julesz)
  • im November 1965 in Stuttgart (Frieder Nake, Georg Nees)

Es waren die ersten dieser Art. Sie zeigten Grafiken, die als solche (also Kunst) nicht sehr aufregend waren. Aber die Art war aufregend, wie sie gemacht worden waren: Sie waren von Computern berechnet worden! Total. Und gezeichnet worden waren sie auch, von computer-gesteuerten Zeichenautomaten. Marshall McLuhan feierte Triumphe (er wusste aber nichts davon): Er hatte Recht mit seinem Slogan the medium is the message. Kurz vorher hatte er ihn veröffentlicht, 1964. In diesen Jahren entstehen die digitalen Medien. Schon habt Ihr was gelernt. Naja, gemach!

Die zwei ersten international bemerkenswerten Ausstellungen kybernetischer und algorithmischer Kunst gab es im Jahr 1968, in London und in Zagreb (Abbildungen nächste Seite). Das ist jetzt fünfzig Jahre her. Deswegen dieses Seminar. Es soll in ihm um die Entstehung der Digitalen Medien gehen. Es soll jedoch kein rein historisches Seminar werden. Es soll ein Seminar werden, in dem wir Entwicklungen und Ereignisse aus den 1960er Jahren studieren, in Kunst und Gesellschaft, und in dem wir heutige Ereignisse und Entwicklungen diskutieren, in Kunst und Gesellschaft.

Das Seminar soll "erstaunlich" werden. Es soll zum Staunen sein. Ich lade Euch ein, zu staunen. Wenigstens gelegentlich. Wir werden lesen, nachdenken, vortragen, diskutieren. Wir werden Ausstellungen besuchen, etwas schreiben. Erzählen, zuhören, betrachten, deuten, skizzieren, kritisch sein, gläubig sein, die Stirn runzeln, uns am Kopf kratzen, Kaffee trinken, Tee oder Wasser. Wir werden die uns zugestandenen zwei Stunden auf vier Stunden strecken. Ich werde vorschlagen, dass wir die mobilen Geräte vorher aus- und danach erst wieder einschalten. Ob das noch gehen kann?

Was soll denn eigentlich rauskommen aus diesem Zauber? Rauskommen soll das:

  • Ein Verständnis der Zeit, in der die digitalen Medien entstanden.
  • Ein Verständnis des Prinzips "Algorithmus" (und damit der "Berechenbarkeit") (da bin ich gespannt).
  • Ein Verständnis des Prinzips "Kunst" (oh je).
  • Ein Verständnis der algorithmischen Kunst und der digitalen Kunst.
  • Eine Kritik der "Digitalisierung".

Reicht das? Wir treffen uns jede Woche. Es wird Erzählungen geben, Referate, Diskussionen, Vor- und Nachbereitung, Exkursionen, einmal groß, einmal klein, Text und Bild und Comic. Und mir fällt noch was ein.